AFROAMERIKANISCHE
KULTUR
Ohne
sie läuft nichts
Schwarze
Athleten bei Olympia
Christa Schwarz
Wenn in diesen Tagen
um die begehrten Medaillen gekämpft wird, haben die Sportlerinnen und
Sportler afrikanischen Ursprungs ein wichtiges Wort mitzureden. Ob sie
im amerikanischen Team starten (Maurice Green, Marion Jones, Michael
Johnson), ob für karibische Länder (Merlene Ottey, Ato Boldon,
Javier Sotomayor) oder für europäische Nationen (Linford Christie,
Marie-Joseé Perec) schwarze Athleten gehören nicht nur in der Leichtathletik
zu den Favoriten. Fans des weissen Sports Tennis freuen sich auf den Auftritt
der Williams-Schwestern, und im Basketball erhoffen sich die Zuschauer
Gala-Vorstellungen des amerikanischen Dream-Teams.
Warum sind schwarze Sportlerinnen und Sportler gerade in den Laufdisziplinen
so stark? Warum verweisen die Athleten westafrikanischen Ursprungs im
Sprint ihre weisse Konkurrenz seit Jahrzehnten auf die Plätze? Und warum
dominieren Ostafrikaner wie Haile Gebresselassie die Mittel- und
Langstrecke?
Die Diskussion darum wird leise geführt, und es gibt zwei Meinungen: Die
Armut sei es, so argumentieren die einen, die schwarze Athleten aus schwach
entwickelten Ländern von Jugend an zu Höchstleistungen auf der Laufbahn
motiviere. Ein schwaches Argument, sagt die andere Seite, denn der kanadische
Sprint-Olympiasieger von 1996, Donovan Bailey, könne kaum als Kind
des Ghettos gelten, verdient er doch als Börsianer sein Geld. Es seien
angeborene körperliche Vorteile, die den Ausschlag gäben, so ihre Argumentation.
Pünktlich im Verlauf des Olympia-Jahres heizte ein Buch des (weissen)
Amerikaners Jon Entine die Debatte um den Erfolg schwarzer Athleten weiter
an. In "Taboo: Why Black Athletes Dominate Sports And Why Were Afraid
To Talk About It (Tabu: Warum schwarze Athleten den Sport dominieren und
warum wir Angst davor haben, darüber zu sprechen)" versucht Entine, die
Dominanz schwarzer Athleten mit deren angeblich besseren körperlichen
Voraussetzungen zu erklären. "White Men Can't Jump" also - weisse Männer
können nicht springen.
Die wissenschaftlichen Belege Entines sind allerdings dünn. Er übersieht
den Erfolg nordafrikanischer Läufer und behauptet sogar, dass die Verdienste
des italienischen Sprinters Pietro Mennea (ehemaliger Weltrekordhalter
über 200 Meter) auf afrikanische Vorfahren zurückgeführt werden könne.
Die sofort einsetzende Kritik an Entines Thesen war beißend - sowohl von
weißen als auch von schwarzen amerikanischen Journalisten, Wissenschaftlern
und Sportlern.
Vielen Sportlern ist die Aufregung indes egal. Wie der schwarze britische
Sprinter Linford Christie bemerkte, würden schwarze Athleten so
lange schneller laufen, wie Weisse dies als natürliche Tatsache hinnähmen.
Weiterhin gute Aussichten also für schwarze Läufer auf dem Treppchen.
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